Wir brauchen umfassende Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Kindern
Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen am 25. November macht auf jährlich zunehmende Zahlen von Betroffenen aufmerksam. Egal ob Sexualdelikte, Gewalt oder Hass im Netz, in allen Bereichen lassen sich ein Anstieg weiblicher Opfer verzeichnen.
Im Jahr 2023 gab es beinahe jeden Tag einen Femizid in Deutschland. 938 Mädchen und Frauen wurden Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten, 360 Mädchen und Frauen wurden Opfer vollendeter Taten. Jeden Tag werden mehr als 140 Frauen und Mädchen in Deutschland Opfer einer Sexualstraftat. Im Jahr 2023 wurden 591 Frauen Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, rund 17.200 Frauen wurden Opfer im Bereich der digitalen Gewalt.
„Die hohen Zahlen an Gewalttaten gegenüber Frauen sind erschreckend“, so die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Calw, Sarah Tonhauser. Diese Zahlen steigen seit Jahren. Die Entscheidungsträger sind überrascht und oft erschrocken darüber, aber es ist fast schon zur Normalität geworden mit der diese Zahlen jedes Jahr von Neuem vorgetragen werden. Aber warum ist es so schwer, Frauen in unserer Gesellschaft vor Gewalt zu schützen?
„Einer seit Jahren zunehmenden Gewalt gegen Frauen und Mädchen steht ein lückenhaftes und chronisch unterfinanziertes Hilfesystem gegenüber.“ erklärt Tonhauser. „Wir müssen parallel und gleichzeitig auf allen Ebenen arbeiten“. Neben einer gesamtgesellschaftlichen Haltung gegenüber Gewalt gegen Frauen, müssen mehr Frauenhausplätze geschaffen werden und die Istanbul-Konvention umgesetzt werden. „Wichtig ist es die Bereiche Gewaltprävention, Opferschutz sowie Strafverfolgung weiter voranzutreiben. Genauso wichtig ist es aber, dass wir in unserer Gesellschaft eine Null Toleranz Haltung gegenüber Gewalt etablieren und somit ein Bewusstseinswandel anstreben“. Jede und jeder einzelne in unserer Gesellschaft muss seine oder ihre Einstellung zum Thema Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt überdenken.
Aber Betroffene sind nicht alleine. Sie erhalten Hilfe und können Unterstützungsangebote wahrnehmen.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet Frauen, Personen aus deren sozialem Umfeld und Fachkräften unter der Nummer 116 016 Beratung an. Diese ist kostenlos, barrierefrei und anonym und wird in Deutsch und 17 Fremdsprachen zu den Themen Gewalt in der Partnerschaft, Mobbing, Stalking, Zwangsheirat, Vergewaltigung oder Menschenhandel angeboten.
Das Frauenhaus Calw bietet Frauen und deren Kinder Schutz, die von akuter oder drohender körperlicher und/oder seelischer Gewalt betroffen sind. Weitere Informationen und Spendeninformationen erhalten Sie unter www.frauenhaus-calw.de oder unter 07051 78281.
OnyX, die Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen, bietet betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern, Vertrauenspersonen oder Fachkräften die Möglichkeit, über ihre Verdachtsmomente oder stattgefundene sexualisierte Übergriffe zu sprechen. Mehr Informationen unter www.kreis-calw.de/onyx.
Aspasia, die Fachberatungsstelle für Menschen in der Sexarbeit, berät wertfrei, ergebnisoffen, kostenlos und anonym. Weitere Informationen finden Sie unter www.aspasia-pf.de.
Ein weiteres sichtbaren Zeichen will der Landkreis gegen Gewalt setzen:
In den kommenden Wochen werden 2 rote Bänke im Kreis aufgestellt. Diese sind Teil der Aktion “La Panchina Rossa“ (die rote Bank), die ihren Ursprung 2016 in der italienischen Stadt Perugia hat, um auf die erschreckend hohen Zahlen häuslicher Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. In vielen Städten Italiens wurden daraufhin an öffentlichen Plätzen rote Bänke als Symbol aufgestellt. Auch in Deutschland findet man sie mittlerweile vielerorts.
Die Farbe Rot symbolisiert die Farbe des Blutes und setzt damit ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Gleichzeitig macht die Rote Bank darauf aufmerksam, dass Plätze frei bleiben, wenn Frauen der Häuslichen Gewalt zum Opfer fallen.