Wertvolle Impulse zur Inklusion in Kitas
Über 40 Teilnehmende, darunter Trägervertretungen, Leitungen und Fachkräfte aus dem Kita-Bereich, haben sich zum Fachtag Inklusion am 29. Januar 2025 im Landratsamt Calw eingefunden.
Die Fachberatung des Landkreises, Frau Fischer, hatte zu der Veranstaltung im Landratsamt eingeladen. Als Referentin wurde Frau Heike Baum, Erzieherin, Spielpädagogin, Supervisorin und Expertin in der Beratung von Kindertageseinrichtungen, eingeladen.
Herausforderungen in Kindertageseinrichtungen
Die Herausforderungen in den Kitas sind enorm gestiegen. Die Betreuungszeiten wurden in den letzten 15 Jahren erheblich ausgebaut. Wo früher noch der Bedarf an Vormittagsgruppen bestand, wird heute flächendeckend der Bedarf an Ganztag von den Eltern eingefordert. Die Politik hat diese Veränderung mit entsprechenden Gesetzesveränderungen rechtlich verankert.
Sozialdezernent Tobias Haußmann ging in der Begrüßung der Teilnehmenden auf die großen Herausforderungen der Inklusion sowohl in den Kindergärten als auch in den Schulen ein. Es bedürfe einer Anstrengung und positiven Haltung aller Akteure, um die inklusiven Angebote in den Kindertageseinrichtungen zu entwickeln und regelhaft vorzuhalten. Auch eine Stärkung der Eltern und Einbezug dieser in förderliche Erziehungshaltungen sei aus seiner Sicht notwendig. Falls dies nicht gelinge, stehe die Verwaltung seines Dezernats vor der Herausforderung über eine große Anzahl an Integrationshilfen in Form von Einzelhilfen entscheiden zu müssen. Diese Hilfen müssen nach seiner Ansicht nachrangig sein und sollten sich auf wenige Einzelfälle reduzieren. Nicht zuletzt wegen der hohen Folgekosten der hierbei bewilligten Einzelförderungen.
Die Referentin berichtete, dass die Fachkräfte vor der Herausforderung stehen eine zunehmende Anzahl an Kindern mit unterschiedlichen Bedarfslagen zu betreuen und zu fördern. Hier kommt dann der Begriff der Inklusion ins Spiel. Frau Baum erklärte hierbei eingangs, dass Inklusion dem Begriff der Diversität, also Vielfalt sehr nahekommt. Inklusion bedeutet daher einen Rahmen zu schaffen, in dem Kinder mit sehr unterschiedlichen Bedarfslagen wie bspw. einer körperlichen Behinderung oder herausforderndem Verhalten in den Kita Alltag integriert werden. Mit der Einführung des Kinder- und Jugendhilfestärkungsgesetzes im Jahr 2021 hat der Gesetzgeber alle Kindertageseinrichtungen zur inklusiven Ausrichtung gesetzlich im Sozialgesetzbuch VIII verankert. Inklusive Angebote müssen seither als Angebotsform regelhaft vorgehalten werden.
Stressbewältigung in der Kita: Strategien für Fachkräfte
Bei Kindern mit herausforderndem Verhalten hat die Expertin die Erfahrung, dass Kinder sehr oft unter Stress stehen. Dieses fängt schon in der morgendlichen Situation zuhause an und wird dann in die Kitas übertragen. Sofern dort weitere Stressfaktoren dazu kommen, bauen die Kinder ihre aufgebauten Spannungen über aggressives Verhalten ab. Hier sollte die Kita eine achtsame Haltung haben wonach in der Kita kein weiterer Stress für die Kinder erzeugt wird.
Eine Möglichkeit dies positiv zu gestalten ist eine Reduktion von Gegenständen in den Räumen. Häufig sind Kitas zu vollgestellt oder die Räume klein. Kinder werden dadurch stark abgelenkt und können sich weniger auf ihre Spielsituation fokussieren. Dadurch erleben sie zusätzliche Ablenkung. Auch Bewegung und Rückzug sind wichtige Faktoren zur Verhaltensregulation der Kinder. Hier empfiehlt Sie dringend den Garten als Spielbereich über die gesamte Öffnungszeit hinweg zu öffnen.
Eine stressreduzierte Haltung und Bewusstsein bei den Fachkräften können nach Überzeugung der Referentin dazu führen, dass mehr Entspannung auch bei den Kindern eintritt. Dadurch kann freie Zeit gewonnen werden, die dann wieder für andere Aufgaben genutzt werden kann.
Bildungsauftrag und Personalmangel: Ein innovativer Ansatz
Aufgrund des Personalmangels sollten nach Ansicht von Frau Baum viele Inhalte des Bildungsauftrags auf die Räume übertragen werden. Nur so kann mit geringerem Personalaufwand dennoch Bildung gewährleistet werden. Die Fachkräfte haben dann Freiräume um Kinder individuell, gerade in herausfordernden Situationen, zu begleiten. Über diese Beziehung und den direkten Dialog können die Kinder in einen „Beziehungssatten“ Zustand kommen, in dem sie in der Folge entspannter sind und sich damit aggressives Verhalten reduziert.
Beim anschließenden Austausch und in den Diskussionen wurde deutlich, wie herausfordernd diese Aufgabe im täglichen Alltag der Kindertageseinrichtungen sind. Aufgrund der steigenden Anzahl an Kindern mit inklusivem Bedarf stoßen viele Kindertageseinrichtungen hier an die Grenzen der Belastbarkeit.