Calwer Jubiläumsfest setzt Zeichen für gelebte Inklusion
Engagierte Bürger machen das Stadtfest barriereärmer – ein Aufruf zum Mitmachen
Die Stadt Calw feiert in diesem Jahr ein besonderes Doppeljubiläum: 950 Jahre Stadtgeschichte und 50 Jahre Stadtfesttradition. Dass dies ein Fest für alle werden soll, zeigt ein bemerkenswertes Projekt, das derzeit im Hintergrund Gestalt annimmt. Ziel ist es, das Jubiläumsfest mit großem Stadtfest möglichst barrierearm zu gestalten – damit auch Menschen mit Einschränkungen selbstbestimmt und unbeschwert mitfeiern können.
Eine zentrale Rolle spielen dabei drei Calwer Bürger, die das Thema Inklusion nicht nur leben, sondern aktiv gestalten: Marco Dittus und Rainer Hellstern, beide Rollstuhlfahrer, sowie Titzian Dietz, ein junger Mann mit Trisomie 21. Mit viel Herz, Erfahrung und Blick fürs Wesentliche haben sie in den vergangenen Wochen konkrete Verbesserungen angestoßen – von gut erreichbaren Rollstuhlplätzen über behindertengerechte Toiletten bis hin zu einem begleitenden Unterstützungsdienst.
Besonders berührend: Titzian Dietz war der erste, der sich freiwillig bereit erklärte, andere Menschen mit Einschränkungen beim Besuch des Stadtfests zu begleiten. Ein zutiefst mitmenschliches Signal, das nun Schule machen soll.
Denn genau hier setzt ein Aufruf an die Calwer Bevölkerung an:
Gesucht werden engagierte Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind, Menschen mit Einschränkungen bei ihrem Besuch des Stadtfests zu begleiten. Ob eine Stunde, ein halber Tag oder punktuell zu bestimmten Zeiten – jede Hilfe zählt. Eine kurze Einweisung und die Abstimmung über Zeit und Einsatz erfolgen individuell. Wer sich engagieren möchte, kann sich unkompliziert per E-Mail unter stotz@connections-gmbh.de melden.
Initiiert wurde das Projekt von Nicolai Stotz, der im Auftrag der Stadt Calw das Stadtfest organisiert. Als Schwarzwaldguide und Inklusionsbotschafter des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord bringt er nicht nur Erfahrung, sondern auch persönliches Engagement ein. Gemeinsam mit dem kommunalen Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung Martin Weiser entstand so ein kleines Gremium, das auf Augenhöhe praxisnahe Maßnahmen erarbeitet hat.
Beim Vor-Ort-Termin in der Calwer Innenstadt verschaffte sich die Gruppe mit Unterstützung von Oberbürgermeister Florian Kling, Tatjana Bäuerlen und Marek Kawka von der AOK Nordschwarzwald, Andreas Gockenbach vom Sanitätshaus Reutter und Andrea Oltmann vom Haus Torgasse ein Bild der örtlichen Gegebenheiten – Pflasterbeläge, Höhenunterschiede und Standzugänge wurden unter die Lupe genommen.
Geplant sind unter anderem:
- ein freiwilliger Begleitdienst für Menschen mit Einschränkungen
- barrierefreie Toiletten an mehreren Stellen im Festgebiet
- kostenfreie ÖPNV-Nutzung aus den Stadtteilen
- Rollstuhlplätze an der Marktplatzbühne
- barrierefreie Stellplätze im Parkhaus Calwer Markt (mit Zufahrtsregelung)
- vereinfachte Bestell- und Bezahlmöglichkeiten an Ständen (in Vorbereitung)
„Inklusion ist nicht das Problem – Inklusion ist die Lösung“, lautet das gemeinsame Fazit der Beteiligten. Das Calwer Stadtfest soll ein Ort werden, an dem genau das sichtbar wird. Nicht durch große Worte, sondern durch viele kleine, wirksame Schritte – und durch Menschen, die einfach mithelfen.
Kontakt für ehrenamtliche Begleitpersonen oder Unterstützungsanfragen: Nicolai Stotz
E-Mail: stotz@connections-gmbh.de