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Landschaft Welle
21.03.2022

Von der Aschenputtel-Strategie zum ökonomisch unabhängigen und selbst-bestimmten Leben

Helma Sick gab in ihrem Vortrag „Von der Pharaonin zum Heimchen am Herd“ Einblick in die historische Entwicklung von Frauenbildern, die von Macht und Ohnmacht geprägt waren und heute immer noch sind.

Die bundesweit erfolgreiche Autorin hielt im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, des Landratsamt Calw und der VHS Calw am vergangenen Donnerstag anlässlich des Weltfrauentages einen Online-Vortrag mit anschließender Austauschrunde.

Bereits mit der Begrüßung durch die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, wurde deutlich, dass in den letzten Jahren bereits viel erreicht wurde: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen hat zugenommen, das Bildungsniveau von Frauen ist angestiegen, es gibt mehr Frauen in Führungspositionen. Doch gelte es, weiterhin Anstrengungen zu unternehmen, um die gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt weiter voranzutreiben. Lehmann betonte, dass es für sie ein wichtiges Anliegen ist, alle Frauen in verschiedensten Lebenslagen weiter zu stärken. „Unsere Beratungsfachkräfte unterstützen Frauen in allen Lebensphasen: Berufseinsteigerinnen, Frauen mitten im Berufsleben, bei Arbeitslosigkeit oder auch Wiedereinsteigerinnen. Wir haben richtig gute Förderangebote, auch dann, wenn im Arbeitsleben stehende Frauen sich weiterbilden, beruflich vorankommen und an ihrer Karriereplanung arbeiten wollen. Frauen sollten noch mehr und noch selbstverständlicher in sich selbst investieren,“ so die Agenturchefin.

Besonders herzlich begrüßte Martina Lehmann Helma Sick, die in ihrem rasanten aber auch humorvollen Ritt durch die Geschichte deutlich machte, dass Frauen und deren Zugang zum Geld in weiten Teilen eine Geschichte der Benachteiligung und Unterdrückung war und immer noch ist: von den Lebenswirklichkeiten der Frauen in den Hochkulturen der Antike, den darauffolgenden Jahrhunderten konsequenter Unterdrückung bis hin zu den Hexenprozessen im Mittelalter und der Situation der Frauen im 20. und 21. Jahrhundert. Für Sick ist die finanzielle Absicherung von Frauen ein sehr zentrales Thema, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Aber woran liegt es, dass das in vielen Bereichen noch vorherrschende Frauenbild nicht das gewünschte eigenständige und selbstbestimmte Bild von Frauen widerspiegelt? Über die Jahrhunderte hinweg wird deutlich, dass Geld Macht und Einflussreichtum bedeutet. Dies war immer Thema der Männer, und Frauen blieben wirtschaftlich abhängig. Die positiven Beispiele, die Helma Sick darstellte, sind Beispiele von starken Frauen, die sich für ihre Unabhängigkeit eingesetzt haben und Hoffnung machen, auch für die heutige Situation vieler Frauen.

Inzwischen ist die Berufstätigkeit von Frauen selbstverständlich geworden. Dennoch gibt auch die Gegenwart Helma Sick wenig Grund, sich zurückzulehnen. Nach wie vor werden überkommene Frauenbilder propagiert. Beispielsweise im Fernsehen sind Filme nach dem Strickmuster „aufopferungsvolle Krankenschwester heiratet Chefarzt“ immer wieder zu sehen. Für Helma Sick gilt es, die gesellschaftliche Entwicklung genau zu beobachten und sich zu wehren. Denn, so lautet ihr Fazit: „Zusehen dürfen wir jetzt wirklich nicht. Es steht zu viel auf dem Spiel.“

In der anschließenden Austauschrunde wurde deutlich, dass viele Frauen bei unbezahlter Sorgearbeit vergessen, für die eigene Rente vorzusorgen und das Ausmaß der Altersarmut vernachlässigen. „Mit großer Verwunderung sehe ich, dass sich viele gut ausgebildete Frauen häufig wieder in die traditionelle Rolle zurückziehen. So nach dem Motto: Die Arbeitswelt wird von Männern dominiert und ist ungemütlich. Die männliche Dominanz wird sich aber nicht ändern, wenn wir den Männern weiterhin die Gestaltungsmacht in der Wirtschaft überlassen. Sie ändert sich nur, wenn wir uns einmischen!“, so die Finanzexpertin Helma Sick.

Die Botschaft des Abends: Mit der sogenannten Aschenputtel-Strategie „Frau heiratet Mann und ist damit versorgt“ haben sich Frauenbilder über die Jahrhunderte verfestigt. Damit ist allerdings keiner Frau geholfen. Der Weg hin zu einem ökonomisch unabhängigen und selbstbestimmten Lebenvon Frauen, der Weg hin zu einem Leben, in dem Frauen und Männer gleichermaßen Erwerbs- und Familienarbeit leisten, Frauen in allen Bereichen mitmischen und sich einmischen, wird von vielen schon beschritten. Er ist aber noch immer steinig und steil.

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